Leben entsteht dort wo Menschen sich begegnen – Nur Bauen reicht nicht
Wenn man abends in der Junglinster Mitte ist, befindet man sich an einem menschenleeren Ort. Tagsüber beleben, zumindest zum Teil, Schul- und Sportgebäude, Geschäfte, Banken, Restaurants, Immobilienhändler sowie Freiberufler den Dorfkern. Abends allerdings sieht man nur noch hier
oder da einen Restaurantbesucher schnell zum Parkplatz huschen.
Die Frage stellt sich: was könnte diesen Dorfkern mit Leben füllen?
Aktuell gibt es ein fast immer leerstehendes Kulturzentrum „Am Duerf“, welches seinem Namen leider nicht gerecht wird. Das Gebäude wurde vor Jahren einfach gebäudetechnisch renoviert, ohne dass es an neue Bedürfnisse angepasst wurde, so dass mehr Kulturveranstaltungen im „Centre polyvalent Gaston Stein“ stattfinden als im Kulturzentrum, also außerhalb des Dorfkerns. Die Musikschule wird demnächst
auch auf die grüne Wiese, „Op Fréinen“,verpflanzt.
Es fehlt ein zentral gelegenes Kulturhaus, das den Bürgern und Vereinen eine adäquate Infrastruktur mit Proberäumen, Aufführungs- und Ausstellungsräumen zur Verfügung stellt. Hier müssten auch Räume für die Musikschule sowie Versammlungsräume für die Vereine, Kommissionen, usw. entstehen. Nach der Realisierung des neuen Kulturhauses könnte man das Jugendhaus (seit Ewigkeiten in provisorischen Strukturen untergebracht) sowie den Club Senior (aktuell in Beidweiler) in Teilen des aktuellen Centre
culturel „Am Duerf“ unterbringen.
Somit wäre Potenzial gegeben, um ein soziales Leben im Kern von Junglinster zu fördern, welches mit einem hauptamtlichen Kultur- und Sportkoordinator/in abgerundet werden müsste. Nur in Beton investieren reicht nicht aus. Dieser Koordinator könnte die Arbeit der Ehrenamtlichen in den Vereinen vernetzen und fördern, vielleicht mit den Kulturhäusern aus den Nachbargemeinden Synergien
aufbauen, um den einen oder anderen nationalen oder internationalen Kulturschaffenden für eine zusätzliche Veranstaltung in Junglinster gewinnen zu können. Diese Person wäre zudem permanenter Ansprechpartner für Veranstalter und Vereine – ein Posten der aktuell fehlt, in der (unübersichtlichen) Verwaltungsstruktur der Gemeinde.
Die rezente Entwicklung unserer Gemeinde geht aber leider in eine andere Richtung: die geplanten, kostenintensiven Parkhäuser, die im Zentrum vorgesehen sind, entbehren der Grundlage einer langfristigen Planung für den Dorfkern – und werden wohl auch, vor allem, leer stehen. Die (einfache)
Lösung der Gemeindeverantwortlichen die Organisation von Veranstaltungen (Lënster Maart, Lënster Plage) in die Hände eines kommerziellen Eventmanagers zu übergeben, unterhöhlt die Bemühungen der Ehrenamtlichen in den Vereinen und übertüncht die völlige Abwesenheit einer kohärenten Kulturpolitik nur unzureichend.
Vielleicht als nächstes Event „Party im Parkhaus“?